Am 4. September fand der Fachtag 2024 des Caritas-Vereins Altenoythe in der Alten Wassermühle in Friesoythe zum Thema „Embodiment – Der Körper redet mit“ statt. Die Organisatorin Stefanie Lönnecke vom Caritas-Verein begrüßte die rund 70 Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltung und betonte, wie wichtig es sei, auf sich und den eigenen Körper zu achten. Dies gelinge besser, wenn man die physiologischen und psychischen Zusammenhänge besser verstehe und unterstütze im Umgang mit anderen Menschen, was für das Publikum, welches hauptsächlich aus pädagogischen und pflegerischen Fachkräften bestand, gerade im Arbeitskontext relevant sei.
Die Referentin, Eva Fenrich, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Coach, führte die Teilnehmer durch den spannenden Tag. Fenrich, die auch Autorin des Buches „Körperorientierte Stressbewältigung – Unterrichtsstörungen beheben, Lernblockaden lösen, Konzentration steigern“ ist, wurde im Tagesverlauf von ihren beiden Co-Autorinnen unterstützt.
Der Fachtag begann mit einer kurzen Achtsamkeitsübung, die den Teilnehmern half, den Alltagsstress abzulegen und sich ganz auf das Thema einzulassen. Ein zentrales Anliegen des Fachtages war es, die Zusammenarbeit von Körper und Nervensystem in stressigen Situationen zu verstehen und Techniken kennenzulernen, wie man diese Zusammenarbeit positiv beeinflussen kann. Fenrich erklärte, dass es nicht nur darum gehe, achtsam zu sein, sondern aktiv die eigene Aufmerksamkeit auf den Körper und seine Reaktionen zu lenken. Embodiment bedeutet, die Verbindung zwischen Körper und Geist wahrzunehmen, sowohl für sich selbst als auch im Kontakt mit anderen. Es gehe darum, die eigene Körperintelligenz zu nutzen und das „Ich“ im Verhältnis zu sich selbst, zum Gegenüber und zur Umwelt zu stärken.
Ein wesentlicher Teil des Fachtages beschäftigte sich mit der Frage, wie Stress auf den Körper wirkt. Fenrich erklärte, dass Stress eine physiologische Reaktion des autonomen Nervensystems sei, die oft in Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsmechanismen resultiere. Situationen, die unser System als bedrohlich einstuft, lösen diese Reaktionen aus, auch wenn objektiv keine Gefahr besteht. Das Nervensystem unterscheide dabei nicht zwischen physiologischen Herausforderungen, wie einer Operation, oder alltäglichen Stressfaktoren, beispielsweise Arbeitsdruck. Die Auswirkungen von Stress können sich sowohl auf das Gehirn als auch auf den Körper auswirken: Konzentrationsstörungen, verzögerte Reaktionszeiten oder sogar Blackouts seien Anzeichen von akutem Stress, so Fenrich. Auch das Herz-Kreislaufsystem, die Muskulatur und die Hormonproduktion, insbesondere die Ausschüttung von Cortisol, seien betroffen.
Um den Stress langfristig zu bewältigen, sei es entscheidend, sich der eigenen Stresssituationen bewusst zu werden. Fenrich stellte das Konzept der „Entladung von überlebensrelevanter Energie“ vor, das dabei hilft, überschüssige Energie, die in Stresssituationen mobilisiert wurde, wieder zu integrieren.
Die Teilnehmer zeigten sich begeistert von den praxisnahen Inhalten und den wertvollen Anregungen, die sich gut in den Berufsalltag integrieren lassen. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie eng Körper und Nervensystem zusammenarbeiten und wie wir diese Erkenntnisse nutzen können, um Stress abzubauen“, so eine Teilnehmerin aus der sozialen Arbeit. „Die Kombination aus theoretischem Wissen und praktischen Übungen hat mir viele neue Ansätze für mich und meine Arbeit geliefert.“
Der nächste Fachtag ist bereits für Mittwoch, den 14. März 2025, in Planung und knüpft thematisch an die diesjährige Veranstaltung an. Unter der Leitung von Dr. Stephan Marks, Sozialwissenschaftler, Supervisor und Sachbuchautor, wird das Thema „Scham und Beschämung“ behandelt. Scham ist eine oft übersehene, aber schmerzhafte Emotion, die in der Arbeit mit Menschen eine zentrale Rolle spielt. Der Fachtag wird untersuchen, wie unerkanntes Schamgefühl zu Depression, Rückzug oder Aggression führen kann und wie Fachkräfte damit umgehen können. Weitere Informationen folgen zeitnah auf der Website und den Social-Media-Kanälen des Caritas-Vereins Altenoythe.